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DER NORDEN BEGINNT IM SÜDEN

WACHSENDEN WERTEN AUF DER SPUR

 

 

Unternehmen stehen heute mehr denn je in der Verantwortung. In der Verantwortung für ihre Produkte, für ihre Produktionsbedingungen ebenso wie für den Produktionsstandort. Aber auch für die Umwelt. Mit der Globalisierung der arbeitsteiligen Wirtschaft ist diese Verantwortung grösser und nicht kleiner geworden.

Die Firma Ruckstuhl ist bekannt für ihre hochwertigen Naturfaserteppiche – auseiner innovativen Verbindung von nachwachsenden Rohstoffen, handwerklichem Können und funktionalem Design. Die über 100-jährige Erfahrung der Firma ist für uns weder Ruhekissen noch Vorgabe, sondern Potential zur Zukunftsgestaltung.

Unser Leinenprojekt bedeutet ein verstärktes Engagement in einer anderen Weltregion. Damit verbunden ist auch ein Aufbruch zu neuen Sinn- und Werthorizonten. Das Projekt will aus der Praxis heraus einen Beitrag zur ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung von weniger begüterten Menschen aus dem Südenleisten und hierfür weitere Interessenten gewinnen. Daraus soll ein Mehrwertfür alle Beteiligten entstehen. Der Süden heisst es, beginnt im Norden und der Norden im Süden. Beide bracheneinander und müssen partnerschaftlich zusammenarbeiten.

 

Süd und Nord: zwei Hälften eines Globus


Was haben der Nil und das Matterhorn gemeinsam? Sie haben denselben Ursprung. Beide kommen aus Afrika: Der Nil, die Lebensader Aegyptens, entspringt im Gebiet der grossen Seen, mitten im Herzen Afrikas. Von dort stammen Wasser und Schlamm, welche die Wüste fruchtbar und bewohnbar machen. Afrika lieferte vorUrzeiten, als die Alpen durch Plattenverschiebungen entstanden, auch das Gesteinzur Bildung des Matterhorns. Heute ist das Matterhorn der wohl bekannteste Schweizer Botschafter im Ausland.

Auch die Leinenpflanze ist eine Einwanderin aus dem Süden, die in der Schweiz Karriere gemacht hat. Die Ostschweizer Textilindustrie verdankte ihre Blüte dem Leinen. Leinen hat eine grosse Vergangenheit hinter sich und, wie wir glauben, eine ebenso grosse Zukunft vor sich. Die Faser schien uns deshalb für ein neues Projekt mit dem Arbeitstitel «Der Norden beginnt im Süden» besonders geeignet.

Wir leben in einer Welt von Gegensätzen. Gegensätze können unvermittelt aufeinanderprallen und sich gegenseitig ausschliessen und bekämpfen. Sie können einander aber auch ergänzen und fördern, wenn sie sich am höheren Ganzen orientieren, das in und zwischen ihnen keimhaft lebt. Das Leinenprojekt möchte Orte der Begegnung und Zusammenarbeit für Menschen aus unterschiedlichen Kulturenschaffen, die sich für eine gemeinsamen Aufgabe engagieren wollen. Als Vertragspartner auf gleicher Augenhöhe. Dies im Bewusstsein, dass die Menschheit Ganzeswerden will und Süd und Nord zwei Hälften eines Globus sind.

 

Aegypten – ein Land im Umbruch


Der Assuan-Staudamm hat das Leben Aegyptens tiefgreifend verändert: Der künstliche Wasserspeicher brachte dem bevölkerungsreichen, aber ressourcenarmen Land Elektrizität und wirtschaftlichen Aufschwung und beseitigte die Plage regelmässiger Dürre- und Flutkatastrophen. Die systematische Bewässerung ermöglichtemehr Ernten und eine Vergrösserung der Wohn- und landwirtschaftlichen Nutzfläche um 15%, wichtige Errungenschaften in einem Land, in dem 60 Mio Menschen auf nur 4% der Gesamtfläche entlang dem Nil leben. Handkehrum brachte der imStaussee sich sammelnde Schlamm durch eine starke Veralgung das ökologische Gleichgewicht aus der Balance. Landabsenkungen und abnehmende Fischbestände im Nildelta waren eine weitere Folge. Der übermässige Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger als Ersatz für den ausbleibenden Nilschlamm führten zu rückläufiger Bodenfruchtbarkeit, welche ihrerseits die Landflucht begünstigte. In Kairo allein leben heute 18 Mio Menschen, ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Diese Probleme zeigen die wechselseitige Abhängigkeit von wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Entwicklung und rufen nach Initiativen mit ganzheitlichen Ansätzen.
 

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Nachhaltige Entwicklung – Leitstern oder Leerformel?


Nachhaltige Entwicklung ist seit der 1992 in Rio de Janeiro verabschiedeten Erklärung und Agenda 21 in aller Munde. Dadurch steht sie auch in der Gefahr, zerredet, verkürzt oder als blosse Worthülse für alles mögliche verwendet zu werden. So ist nachhaltige Entwicklung nicht einfach gleichbedeutend mit Umweltschutz. Oder mit stetem Wirtschaftswachstum. Auch Unternehmen, die nicht mehr wachsen, können sich weiter entwickeln. Ebenso eine verkürzte, eindimensionale Sicht ist es, die Nachhaltigkeit allein im Vermögenszuwachs des Shareholders zu suchen. Was ist also mit dem Begriff der nachhaltigen Entwicklung gemeint?

Der Bundesrat hat im März 2002 einen Bericht zu Strategien der nachhaltigen Entwicklung mit Massnahmen zu einzelnen Handlungsfeldern vorgelegt. Darin hält er fest: Die ökologische, soziale und wirtschaftliche Entwicklung seien gleichwertige Zieldimensionen und deshalb integriert und nicht isoliert anzustreben. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Erhaltung und Erneuerungsfähigkeit der Natur einerseits und ihrer Beanspruchung durch den Menschen andererseits lasse sich auch nicht ein für alle Male festlegen. Das Gleichgewicht müsse vielmehr stets von neuem aus dem jeweiligen historischen und situativen Kontext heraus schöpferisch gesucht und hergestellt werden.

Eine Orientierungshilfe bietet dazu auch die Sprache. Oekologie heisst wörtlich übersetzt: Haushaltslehre. Darin steckt das Bild von der Erde als gemeinsames Haus aller Menschen und Naturlebewesen. Oekonomie bedeutet hingegen: Hausverwaltung. Diese ist nicht Herrin, sondern Dienerin des Hauses und hat für das Haus und seine Bewohner zu sorgen. Die globalisierte Wirtschaft umfasst mit ihrer weltweiten Arbeitsteilung heute alle Menschen. Handkehrum hat sie auch alle Menschen mit lebenswichtigen Gütern zu versorgen und ihnen durch gerechte Preise für ihre Arbeitserzeugnisse eine menschenwürdige Lebensgestaltung zu ermöglichen. Armut, Hunger und Umweltbelastungen sind nicht einfach ehernes Schicksal.

 

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit


Die Nagelprobe für jede Idee ist die Praxis: Was lässt sich fruchtbar umsetzen, was bewährt sich längerfristig? Die ökologische Konsequenz – von der Ideenfindung bis zur Entsorgung – ist für die Firma Ruckstuhl seit vielen Jahren ein solcher Fixstern. Dieser hat uns für ökologische Zusammenhänge auch ausserhalb unseres Betriebes sensibilisiert und auch zu unserem Leinenprojekt inspiriert.

Rohstoffe umweltverträglich verarbeiten, mehrfach nutzen und wieder in den Stoffkreislauf zurückführen, sind auch für uns wichtige ökologische Handlungsfelder. Für eine nachhaltige Entwicklung von Mensch und Umwelt mindestens ebenso entscheidender ist jedoch die am Anfang der Wertschöpfungskette stehende Frage: Welche Rohstoffe nehmen wir, wie werden diese angebaut und gewonnen? Denn der ganze Stoffkreislauf – und nicht nur Teile davon – müssen den umfassenden Kriterien einer nachhaltigen Entwicklung genügen.

Erdöl, der Ausgangsstoff der meisten synthetischen Fasern, ist kein erneuerbarer Rohstoff. Am Schluss des Stoffkreislaufes stehen oft Substanzen, die als Sondermüll entsorgt werden müssen. Auch hat Erdöl nur wenige reich gemacht. Damit ist nichts gegen die Herstellung synthetischer Fasern gesagt. Ihr Einsatz ist vielerorts unverzichtbar. Zur Strategie einer nachhaltigen Entwicklung für das 21. Jahrhundert gehört aber auch, synthetische Fasern dort durch natürliche zu ersetzen, wo dies Sinn macht. Naturfasern sind nachwachsende und leicht rezyklierbare Werte. Entsprechend angebaut, verarbeitet und bezahlt, schaffen sie für alle Partner mehr Lebensqualität.
 

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Der biologische Lanbau arbeitet umweltschonender und effizienter


In diesem Zusammenhang sind die Ergebnisse der über 21 Jahre laufenden Langzeitstudie interessant, welche das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und die Eidg. Forschungsanstalt für Agrarökologie (FAL) kürzlich veröffentlicht haben. Danach produziert der Bio-Landbau  nicht nur umweltschonender, sondern auch effizienter. Er beansprucht 30–60% weniger Dünger und 19% weniger direkte und indirekte Energie als der konventionelle oder integrierte Anbau. Die Fruchtbarkeit, Saugfähigkeit und Stabilität des Bodens waren bei der biodynamischen Anbaumethode im Quervergleich überdurchschnittlich gut.

 

Weben ist auch eine soziale Kunst


Unser Leinenprojekt ist einer nachhaltigen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung verpflichtet. Entwicklung schafft einen Substanzgewinn materieller und geistiger Art durch und für alle Beteiligten. Dieser gemeinsam erzeugte Mehrwert zeigt sich in der umfassenden Qualität des Produktes (auf der Ebene der Inhaltsstoffe, der Wirksamkeit usw.), aber auch des Produktionsprozesses selber (als Steigerung der Produktivität, der Beteiligungsqualität usw.). Und ebenso in den am Werteaufbau und -konsum beteiligten Menschen. Denn bloss das wirtschaftliche, soziale, kulturelle und natürliche Umfeld nachhaltig entwickeln, ohne dass die Menschen sich als Individuen aktiv und menschenwürdig mitentwickeln können, macht keinen Sinn. Die Wertschöpfungsgemeinschaft muss deshalb auch eine nachhaltige Entwicklungsgemeinschaft werden.

Unser Leinenprojekt möchte mit der Umsetzung in die Praxis beginnen und den unternehmerischen Alltag vermehrt nach diesem Leitstern ausrichten. Statt neue Dämme zwischen Menschen zu errichten, wollen die Projektteilnehmer neue Verbindungsfäden schaffen, spinnen und knüpfen. Denn Weben ist auch eine soziale Kunst.

 

Leinen hat eine grosse Vergangenheit und ebenso grosse Zukunft


Lein, auch Flachs genannt, ist eine der ältesten Kulturpflanzen. In Aegypten wurde er schon vor 7000 Jahren systematisch angebaut. Dies belegen Funde aus Gräbern der Pharaonen. Auch wird vermutet, dass «Oetzi», der Urtiroler, Leinenkleider getragen habe. Bei den Pfahlbauern am Bodensee wurden 6000 Jahre alte Leinenreste gefunden. Auch im Mittelalter blühte der Flachsanbau in dieser Region. Er bildete bis ins 19. Jahrhundert die Grundlage der weltbekannten Ostschweizer Textilindustrie. So begleitete der Lein über Jahrtausende Menschen durchs Leben: Leinengewebe empfing das Neugeborene, diente dem Erwachsenen an Werk- und Feiertagen in vielfältiger Weise und gab ihm auch als Totenhemd das letzte Geleit.

Der Anteil von Leinen am Faserverbrauch in Europa betrug Ende des 18. Jahrhunderts noch 18% (Wolle 78%). Ende des 19. Jahrhunderts fiel er zurück auf 6%, (Wolle 20%); die Baumwolle hatte beide mit 74% weit überflügelt. Heute liegt der Anteil von Leinen bei 2% oder 2 Mio Tonnen im Jahr. Hat Leinen seine besten Tage bereits hinter sich? Oder birgt er ein unausgeschöpftes Potential, das uns zu einer ökologisch und sozial nachhaltigeren Entwicklung verhelfen könnte, verbunden mit einer sanfteren Technik? Unser Leinenprojekt möchte solchen Fragen nachgehen und für das schmale Anwendungssegment der Teppichherstellung auch praktisch beantworten. Zugleich sucht es die Verbindung zu Menschen, die für den ökologischen Lein aus dem Nildelta andere Anwendungsmöglichkeiten sehen und diese realisieren wollen.
 

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Linum usitatissimum – der überaus nützliche Leinen


Flachs ist eine anspruchslose Pflanze. Selbst im konventionellen Anbau ist der Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger weit geringer als bei Baumwolle. Und doch ist diese im Unterhalt so bescheidene Pflanze an Vielseitigkeit kaum zu überbieten: Fast alle Pflanzenteile sind verwertbar und biologisch abbaubar. Die Eigenschaften der Flachsfaser machen diese für textile Zwecke und neu auch für technische Anwendungen besonders wertvoll: Die Faser ist innen hohl und kann Feuchtigkeit rasch aufnehmen und abgeben bei unveränderter Stabilität und Struktur. Sie ist gleichsam eine natürliche Klimaanlage. Dass Leinen leicht knittert, hängt mit der geringen Elastizität der Faser zusammen. Das Gewebe ist aber hautfreundlich, strapazierfähig und schmutzabweisend. Es ist unanfällig gegen Ungeziefer, Elektrostatik und UV-Strahlung und überdies ein guter Schallschlucker und Wärmeisolator (Leitfähigkeit max. 0,037 W/mK).

Die öl-, eiweiss- und vitaminreichen Samen werden als Nahrungs-, Futter- und Arzneimittel verwendet. Ihre chloresterinsenkende und verdauungsfördernde Wirkungist in der Medizin bekannt. Das Oel bildet den Grundstoff für die Herstellung von Farben, Firnissen und Linoleum. Die Leinenfasern gewinnt man aus dem Stängel. Die Langfasern werden zu Kleidern, Bettwäsche, Hand- und Tischtüchern, Tapeten, Möbelbezugsstoffen, Teppichen, Tauen, Segeltuch usw. verarbeitet. Die minderwertigeren Kurzfasern eignen sich vorallem für technische Anwendungen. Beispielsweise für Dämmstoffe, Armierung von Lehm und Beton, Bremsbeläge (Asbestersatz), faserverstärkende Kunststoffe (Auto- und Flugzeugindustrie) sowie für abbaubare Pflanzentöpfe. Laut Marktstudien ist der Flachs – neben Hanf – die Pflanzenfaser mit der grössten Zukunft. Diese Zukunft wird jedoch nur Gegenwart, wenn Menschen sie realisieren und dazu die notwendigen Schritte unternehmen. Linum usitatissimum, der überaus nützliche Lein, lautet – vielsagend – bereits sein botanischer Name.

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Vom Acker zur Lebensraumgestaltung – eine nachhaltige Bodenkultur


Bodenkultur und Kulturboden sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Beide bedürfen beständiger Erneuerung und Belebung durch schöpferische Menschen. Anderenfalls entstehen Steppen und Wüsten. Oasen der Menschlichkeit nicht nur im kulturellen, sondern auch im wirtschaftlichen Alltag zu schaffen, ist das Anliegen vieler Menschen in Nord und Süd. Sie möchten aus ihrer konkreten Lebensposition heraus als Unternehmer, Mitarbeiter, Händler oder Konsumenten vermehrt Verantwortung übernehmen. Unser Joint Venture ist der Versuch, nicht nur ein sinnvolles Produkt gemeinsam herzustellen, sondern die Produktionskette selber so zu gestalten, dass sie allen Beteiligten eine menschenwürdige Lebensgestaltung aus eigener Kraft und Einsicht ermöglicht.

 

Sekem – unser ägyptischer Partner


Helmy und Konstanze Abuleish fingen am Leinenprojekt sofort Feuer. Beide leben in Sekem, einem aegyptischen Pionierbetrieb 60 km nordöstlich von Kairo. Sekem wurde 1977 vom Pharmakologen Dr. Ibrahim Abuleish inmitten der Wüste als Landwirtschaftsbetrieb gegründet und vereinigt heute unter seinem Dach mehrere kulturelle, soziale und wirtschaftliche Unternehmungen. Entsprechend dem Gründungsimpuls von Sekem sind alle Betriebe einem umfassenden Entwicklungsgedanken verpflichtet. Auf 809 ha Land werden unter anderem Heilkräuter und Gemüse angebaut. Ein medizinisches Ambulatorium, Speditions-, Textil- und pharmazeutische Betriebe zählen ebenso zu Sekem wie mehrere Bildungsstätten vom Vorschulalter bis zur Hochschulstufe.

Sekem bedeutet auf deutsch die belebende Kraft der Sonne. Sie scheint diese weitverzweigten und gut im Land verwurzelten Initiativen von innen zu beflügeln und dank der vielen Besucher weit nach Afrika auszustrahlen. Sekem ist auch die Wiege einer Bewegung von heute 1‘200 Landwirten, die über das ganze Land verteilt 1‘685 ha Land kontrolliert biodynamisch bewirtschaften. Das zum Teil der Wüste abgerungene Kulturland verschafft der rasch wachsenden Bevölkerung Arbeit und eine gesunde Ernährungsgrundlage. Die Familie Abuleish scheute keine Mühe, engagierte Bauern und Unternehmer für das Leinenprojekt zu gewinnen.

 

Lein säen und ernten


Yousef Azab ist Lehrer und Landwirt. Er strahlt jene Würde aus, die ein arbeitsreiches Leben dem Menschen schenken kann. Er lebt zusammen mit seiner Frau und fünf Kindern in El Ahmer im Nildelta. Sie haben vor 5 Jahren ihr 4,8 ha grosses Land auf ökologischen Landbau umgestellt. Sekem unterstützte sie durch Beratung, Weiterbildung und Finanzierungshilfen. Das Land wird vom Saatgut bis zur Kompostierung konsequent biodynamisch bewirtschaftet und kunstvoll mit Nilwasser bewässert. Es schenkt seinen Bebauern 3 Ernten pro Jahr.

Achmed hat im Oktober 70 kg Leinsamen auf einer 3,6 ha grossen Fläche als Zwischenfrucht ausgesät. Pro m2 wachsen bis 2000 Pflanzen; sie werden 1,40 m hochund haben kleine, lanzettförmige Blätter und 4–8 blaue Blüten. Die Ernte von ca. 9t Flachs wird im Mai nach Abblühen des Feldes erfolgen. Der Flachs wird nicht gemäht, sondern samt Wurzeln ausgerupft. Die Samenkapseln mit den Leinsamen werden abgetrennt und grösstenteils in die Oelmühle gebracht. Als dann wird Yousef die trockenen Flachsstängel zu Büscheln bündeln und zur 60 km entfernten Cooperative nach El Kobra bringen.

 

Lein rösten


Die 25–40 mm langen Fasern liegen gleich goldenen Sonnenfäden zwischen Rinde und hölzerner Innenwand verborgen. Sie sind durch Pflanzenleim miteinander zu Bündeln verklebt. Um die Fasern schonend aus ihrer Umhüllung herauszulösen, wird der Flachs zunächst einem natürlichen Verrottungsprozess (Röste) unterworfen. Die im Boden enthaltenen Pilze und Bakterien bringen in Wechselwirkung mit Wasser, Luft und Sonne einen Gärungsprozess in Gang. Dieser zersetzt den pektinhaltigen Leim zwischen den Fasern und macht die Fasernwände brüchig.

In Europa wird die Tau- oder Luftröste praktiziert. In Aegypten ist dagegen wegen des trockenen Klimas noch immer die Wasserröste gebräuchlich: Dabei werden die Flachsbündel in eine Grube gelegt, mit Wasser begossen und mit Steinen beschwert. Nach 8 Tagen werden sie zum Trocknen an die Sonne gestellt und alle zwei Tage gewendet.

 

Lein brechen und schwingen


Das Brechen der Stängel, Ausschwingen der hölzernen Teile (Schäben) sowie das Trennen, Parallelisieren und Auskämmen der Faserbündel (Hecheln) geschehen heute auch in Aegypten weitgehend mechanisch. Die Langfasern hingegen werden aussortiert und von Hand zu Zöpfen gedreht, dem Ausgangsmaterial für das Spinnen. Die abfallenden Stängelteile können verschieden verwertet werden: Zum Pressen von Spanplatten, als Einstreualternative für Pferde usw. Der beim Hecheln abfallende Werg z.B. als Torfersatz für Blumenerde. Und der Faserstaub eignet sich noch für die Regenwürmerzucht. Aber auch die Verkompostierung all dieser Restwerte zu natürlichem Dünger ist ein sinnvoller Stoffkreislauf. Welche Verwendung konkret Sinn macht, ist noch Gegenstand von Abklärungen.

Die Mitarbeiter der Cooperative sind mit grossem Geschick und Einsatz bei ihrer Arbeit. Sie wollen den biologischen Flachs gesondert bearbeiten und freuen sich schon auf das fertige Teppichmuster vom Ende der Produktionskette.
 

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Leinen spinnen und weben


Egylin ist eine Spinnerei in der Nähe von Alexandria. Unter fachkundiger Leitung von Mounir und Ahmed Ezzeldin produzieren 250 Mitarbeiter 1500t Leinengarn im Jahr. Egylin wird erstmals biologischen Flachs aus Aegypten verarbeiten. Dies auch als Unterstützung des ökologischen Landbaus und der wirtschaftlichen Wertschöpfung im eigenen Land.

Beim Spinnen werden die einzelnen Fasern zu einem Garn verdreht. Je nach gewünschter Garnfeinheit werden die Fasern mehrfach gekämmt, gestreckt und parallelisiert. Nass versponnene Langfasern ergeben besonders reissfeste und weichgriffige Garne. Welche Bleich- und Färbmittel verwendet werden, ist für die ökologische Beurteilung der gesamten Produktionskette entscheidend. Die Einhaltung der entsprechenden Rezeptur ist Bestandteil der Qualitätskontrolle.

Das ökologische Leinengarn aus dem Nildelta ist für die Firma Ruckstuhl ein inspirierender Rohstoff. Individueller Gestaltungswille, funktionelles Design und handwerkliches Können machen aus ihm Naturfaserteppiche der gehobenen Qualität.

 

Wachsende und tragende Werte


Naturfaserteppiche sind Werke und Gestaltungsmittel belebter und belebender Bodenkultur. Sie schaffen Orte, wo das Leben wieder Fuss fassen und wo es neue Schritte wagen kann.

 

 

 

 

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